Liebe Gäste,
wo Menschen zusammenleben, geschehen im Laufe eines Jahres viele Ereignisse. Lustige genauso wie traurige. Manche machen nachdenklich und andere geraten viel zu schnell in Vergessenheit. An so manches Ereignis erinnert man sich gerne zurück, und über so manch anderes möchte man genauso gerne den Mantel des Schweigens decken.
Heute möchte ich Ihnen einen Geschichtenerzähler vorstellen, der über viele Jahre und Jahrzehnte Selzer Geschehnisse sammelte. Zum Ende eines jeden Jahres betrachtete er seine Zettelchen mit Notizen zu den Selzer Begebenheiten, reimte sie mit feinfühlig gewählten Worten zu gut verständlichen Geschichtchen und präsentierte sie in der 5.Jahreszeit zum Wohlgefallen vieler Dorfbewohner. Fast alle aufgeführten Hauptpersonen haben diese Spiegel zu ihren kleinen oder großen Marotten mit Humor genommen. Politik und Vereinsleben haben oft genug Fettnäpfchen bereitgestellt, in denen der eine oder andere Fußabdruck zu finden war, und von unserem Geschichtenerzähler mit blumigen Worten und spitzem Bleistift beschrieben wurde.
Mit diesem Engagement hat unser Geschichtenerzähler einen wichtigen Beitrag zum humorvollen Miteinander in unserer Gesellschaft geleistet. Es wird eben nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird! Hier und da ist zu vernehmen, dass er nun nach so vielen Jahren mit dieser Tradition aufhören möchte. Vielleicht haben wir Glück und es ist nur ein Gerücht. Wenn dem aber tatsächlich so ist, dann wollen wir hoffen, dass unser Dorf bald einen geeigneten Nachfolger findet. Denn eines ist sicher: der Stoff für weitere Fastnachtsreden dieser Art wird auch in Zukunft nicht ausgehen!
Doch würde ich mich bei der Vorstellung seines Engagements für unser Dorf nur auf die Dorfchroniken beschränken, würde das unseren heutigen Preisträger nur in Bruchteilen beschreiben.
Unser Selzer Frosch hatte sich nämlich schon als Kind für eine aktive Dorfgemeinschaft eingesetzt, indem er z.B. die Leistungen des Kunstradfahrens im Selzer Radsportverein bis auf Landesebene demonstrierte. Ab seiner Jugend bereicherte er die Selzer Fussballspieler mit 30 Jahren aktiver Vereinsmitgliedschaft und ist auch heute noch Mitglied des Fussballvereins. Während er in jungen Jahren die dörfliche Jugendarbeit mit prägte, kam später weiteres Vereinsengagement dazu. Im MGV ist er heute noch als aktives Gospelchormitglied dabei. Mit seinem Traktor hilft er dem SpVgg die Weihnachtsbäume rechtzeitig vor dem Fest auszuliefern und im neuen Jahr wieder einzusammeln. Überhaupt hilft er mit seinen Landmaschinen der Gemeinde wenn es hart auf hart kommt. Zum Beispiel wäre die große Wiese auf dem Friedhof nicht so schnell angelegt worden, hätte er unsere frühere Ortsbürgermeisterin nicht rechtzeitig tatkräftig unterstützt.
Ob das aktive Theaterspiel Kurt Wolf schließlich zu unserem „Selzer Frosch“ machte, der Jahr für Jahr an der Fastnacht die Dorfchronik in humorvolle Geschichten umsetzte?
Ich kann da nur spekulieren. Am besten fragen wir deshalb unseren diesjährigen Martinspreisträger Kurt Wolf selbst. Und vielleicht hat er ja auch ein Kostprobe aus seinen letzten Fastnachtsreden dabei.